Ich bin vor einigen Tagen 60 Jahre alt geworden… hat es mich belastet?… Ja tatsächlich, das hat es – ich war total in der Negativ-Perspektive und so fühlte ich mich natürlich auch entsprechend und konnte diese Gedanken dazu auch nicht loslassen.
Dann hatte ich den Impuls von „Susanne, Version 6.0“ und damit ging es mir irgendwie besser. „Version 6.0“ bedeutet ja schließlich, eine stetige Entwicklung von Version 1 bis 6 und folgende… das hat mir gefallen und mich dazu gebracht, meinen bisherigen Lebensweg genau unter diesem Aspekt mal anzuschauen.
Was hat sich in mir und mit mir entwickelt, was durfte wachsen, was „ent-wickelt“ werden, was ist über die Entwicklung so selbstverständlich geworden, dass ich es schon gar nicht mehr als solche und/oder Transformation angesehen habe… aber auch, wo spüre ich noch Blockaden, Themen und blinde Flecken, die ich noch nicht benennen kann, die aber jetzt gerade laut „anklopfen“ und an die Oberfläche kommen wollen.
Ungeduld ist mein zweiter Vorname und doch durfte ich zu allen Zeiten meines Lebensweges lernen, dass es gerade für die eigene Entdeckung die Zeit braucht, die das eigene System eben braucht.
Ist es nicht spannend welche Worte wir in solchen Momenten gebrauchen: Ent-Deckung – aus der Deckung kommen, abdecken, das Ende der Deckung oder auch Ent-Wickeln – sich aus etwas heraus wickeln, das Ende der Verwicklung.
So ist in den letzten Wochen, mit Einkehr einer gewissen Ruhe in meinem Außen, die Unruhe im Innen fühlbar geworden. Die letzten 14 Monate waren voller wundervoller Aktivitäten, die meine Aufmerksamkeit einfach total beansprucht haben. Erfüllt von unserem neuen Zuhause, der Gemeinschaft und vielen wundervollen Momenten mit Familie und Freunden, konnte in mir nun der Impuls entstehen, dass es jetzt wieder Zeit ist für meinen nächsten, inneren Schritt.
Mein Gefühl ist, dass wir alle ein individuelles Ur-Thema mit in dieses Leben bringen, das sich in vielen Schattierungen immer wieder bemerkbar macht … und meistens ist es nicht das, was offensichtlich erscheint. Es haben sich unbewusst so viel Verhaltensweisen, Vermeidungsstrategien, Geschichten um dieses Thema herum entwickelt, das es auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, wo der Urkern liegt.
Mit jeder Lage der „Ent-Wicklung“ bin ich meinem Ur-Thema ein Stück nähergekommen.
Und an diesem Punkt kommt nun „Herr Frodo“ in diesen Beitrag! Wir alle tragen einen Ring mit uns, dessen belastende Energie uns so selbstverständlich geworden ist, dass wir sie erstmal lange nicht wahrnehmen, geschweige denn in Frage stellen.
Und dann kommt da ein „Samweis Gamdschie“ daher und erinnert uns an das Auenland, an den Geschmack von Erdbeeren und an den Geruch von Frühling… und plötzlich wird uns bewusst, dass wir daran gar keine Erinnerung mehr haben und uns auch nicht vorstellen können, das dies auch für uns gilt, dass wir dies jemals erfahren haben oder werden.
Tiefe Traurigkeit, Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit sind in diesem Moment unsere Begleiter und dieses Gefühl von: „ok, das ist in diesem Leben wohl für mich nicht bestimmt“ steigt in uns auf.
Und wieder ist es der „Sam“, der uns mobilisiert, uns daran erinnert, dass wir doch nur den Ring ins Feuer werfen müssen und alles, was wir von Natur aus sind, wird wieder da sein. Wir glauben ihm nicht, sacken in uns zusammen und er trägt uns den Berg ein Stück hinauf bis wir wieder bereit sind allein zu gehen. Die Last und Bürde sind kaum noch zu ertragen, doch schließlich stehen wir, so wie Frodo und Sam, oben auf dem Berg und blicken in die Tiefe des Feuers.
Jetzt gilt es nur noch den Ring loszulassen … und es geht nicht. Wir erinnern uns einfach nicht mehr, wer wir ohne die Energie des Ringes sind, es ist eine Todesangst die uns vor diesem „Schritt ins Unbekannte“ zurückschrecken lässt.
In diesem Moment taucht im Film Gollum wieder auf, der ebenfalls von der, dem Ring entsprechenden, zerstörenden Energie, überwältigt ist. Er droht Frodo im Kampf zu töten um ihm den Ring abzunehmen. Das mobilisiert Frodos innere Kräfte und im Kampf mit Gollum kann er sich sowohl von diesem als auch von dem Ring befreien – beide stürzen in die brodelnde Lava und der Ring schmilzt darin. Sam ist wieder zur Stelle und reicht dem, am Abgrund hängenden Frodo seine Hand und zieht ihn hoch. Frodo ist nun frei von der dunklen, bedrohlichen Energie des Ringes, die ihn zu zerstören drohte.
Wer ist nun dieser Sam? Ist es unsere Seele, die uns wie ein treuer Freund immer wieder daran erinnert, dass wir noch etwas loslassen dürfen, was wir irrtümlich zu unserem Eigen gemacht haben? Ist es der Freund, der uns durch einen Satz, ein Wort triggert und wir so darauf aufmerksam werden, dass es da noch einen dunklen Fleck gibt? Ein Buch, welches uns „zufällig“ begegnet, ein Post auf Social Media, ein Workshop oder Seminar, der Coach/Therapeut, der uns ein Stück begleitet, ein plötzlicher Impuls…
Sicher gibt es viele unterschiedliche „Sams“ aber allen gemein ist, dass sie uns zu einem Moment verhelfen, der uns gefühlt den Rücken stärkt, um den Weg auf den Berg hinaufzuschaffen, der uns den Mut gibt, den Ring loszulassen.
Ich bin davon überzeugt, dass es „Sams“ braucht, um in besonders herausfordernden Situationen diese extra Meile zu gehen, in dem Wissen, dass es jemanden gibt, der da ist, wenn man stolpert oder erschöpft um Hilfe bittet und der uns in den finalen Momenten Mut macht, unseren Ring loszulassen.
Für mich war es wichtig in den vergangenen Monaten die Energie von „Zuhause“ endlich in mir ankommen zu lassen, ihr zu vertrauen, um daraus den geschützten Raum erwachsen zu lassen, aus dem heraus ich mich jetzt auf meinen Berg begeben kann … und ich weiß, dass auch ich dort oben dankbar sein werde für meinen Samweis Gamdschie.
Der Beginn meiner „Version 6.0“ ist ein guter Zeitpunkt um mit Respekt, Wertschätzung und Dankbarkeit final loszulassen was nicht meins ist und niemals war!
Liebe Susanne,
danke für diesen wundervollen Text. Voll von Bildern die es mir leicht machen zu verstehen und nachzuvollziehen. Etwas das ich gefühlt habe und bisher nicht in Worte fassen konnte.
Was für ein Geschenk 🙏🙏🙏
Was für eine schöne Metapher – und sind wir nicht alle Frodos und Sams in einer Person. Ich bin 7.0 und weiß, wieviele wundervolle Ereignisse noch auf dich warten.
Liebe Susanne,
ich glaube du hast deinen Samweis und deinen Ort für dich, in dieser für dich vergangenen turbulenten Zeit, gefunden.
Und du bist, so meine ich zu behaupten, in vorherigen oder jetziger Version, ein wichtiger Mensch für viele in deinem Leben und mir absolut sympathisch.
LG Markus