Freiheit, Glaubenssätze und der Clown in Dir!

von | 17.06.2021

Was ist Freiheit? Was verhindert sie?

Ist unsere individuelle Vorstellung von Freiheit mit Glaubenssätzen und Prägungen unserer Kindheit verknüpft oder gibt es eine allgemeingültige Aussage dazu?

Wikipedia sagt: „Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt in Philosophie, Theologie und Recht der Moderne allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts.“

Über Freiheit ist gerade in den vergangenen Monaten viel diskutiert worden.  Meine Gedanken hier haben sich aus meiner persönlichen Entwicklung und Perspektive entwickelt und erheben somit keinen Anspruch auf eine allgemein gültige Wahrheit. Indem ich Dir hier also ausschließlich von meinen Erkenntnissen erzähle, ist dies vielleicht auch für Dich ein Impuls, Deine Definition von Freiheit zu erkunden.

In meiner Kindheit habe ich erfahren, dass meine Mutter ihre Freiheit gegen den sogenannten „goldenen Käfig“ getauscht hat. Berufstätige Mütter waren in den 60igern einfach eine Seltenheit und so hatte mein Vater selbstverständlich entschieden, dass sie mit Beginn der Schwangerschaft zu Hause bleiben „durfte“.  Meine Mutter sah sich also auf das Leben von Hausfrau und Mutter reduziert, etwas was weit entfernt von ihren Lebensträumen war. Selbst über seinen frühen Tod hinaus, hatte er dafür gesorgt, dass ihr die Rückkehr ins Familienunternehmen versagt blieb.

So hat sie ihre unerfüllten Träume auf mich projiziert und gutmeinend alles darangesetzt, mir zu ermöglichen was ihr versagt geblieben war, ungeachtet meiner eigenen Wünsche. Das schloss selbstverständlich auch meine Berufswahl ein, ich „musste“ im elterlichen Unternehmen tätig werden. Ein zaghafter Versuch des Widerstands wurde mit dem Argument niedergeschlagen, welches sie zuvor von meinem Vater gehört hatte: „Du bist gut versorgt, wenn du tust, was ich sage. Tust du es nicht, versorge ich dich nicht mehr.“

Also begab auch ich mich in meinen goldenen Käfig und mein Glaube, Freiheit sei etwas was sich durch Geld kaufen ließe, wurde für mich gelebte Realität.  Die Masse an Konsumgütern, exotischer Urlaube, teurer Kleidung, großer Autos, Besuche edler Restaurants etc. wuchs ständig, doch statt dem Gefühl der Freiheit, begleitet mich ein Gefühl von Leere.

Das der Preis für meinen Käfig – zusätzlich zu dem Preis der Freiheit – auch den Verlust von Selbstwert, Selbstachtung und Lebensfreude beinhaltete und unweigerlich in die Fremdbestimmung führte, habe ich damals nicht erkennen können.

Den goldenen Käfig gibt es schon lange nicht mehr, das System der erkauften Freiheit ist zusammengebrochen, so wie jedes Lügengebilde irgendwann in sich zusammenfällt.

Hat das Gefühl von Freiheit damit in meinem Leben wieder einen Platz gehabt… nein, das hat noch sehr lang gedauert. Ich habe mich in einem vertrauten Kreislauf bewegt, den ich noch nicht durchschauen oder gar durchbrechen konnte.

Für meinen Verstand war Freiheit untrennbar mit Geld verbunden, denn die damit erkauften Momente der Kompensationsfreude waren die einzige Freiheit, die ich bis dahin kennengelernt hatte.

Tief in meinem Inneren wusste eine Instanz jedoch, dass dies nicht die wahre Freiheit ist und mit Lebensfreude schon mal gar nichts zu tun hatte. Also sorgte das Leben dafür, das ich diese Krücke verlor.

Das Thema finanzieller Mangel war von nun an mein steter Wegbegleiter. Mal mehr, mal weniger – aber immer präsent. Mein Glaubenssatz hatte sich ja bereits früh in der Kindheit, durch die wiederholt kommunizierten Erfahrungen meiner Mutter, manifestiert als „Geld ist gleich Freiheit und ohne Geld bist du gefangen“. Alles was meiner Definition von Freiheit entsprach, war jetzt unmöglich geworden, weil es dazu finanzieller Mittel bedurft hätte, die ich nicht hatte.

Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis – blind dafür, dass ich jetzt lediglich das andere Extrem ein und desselben goldenen Käfigs lebte.

Ist Freiheit also grundsätzlich etwas, was an Geld gebunden ist? Nein, ganz sicher nicht, es ist meine ganze persönliche Konditionierung gewesen und wurde damit zu meinem Gefängnis.

Freiheit ist auch nicht an die unterschiedlichsten Formen von Bewegungsfreiheit gebunden, nicht an Grundgesetze, nicht an Freizeit, Rente oder Lock-downs etc. – Freiheit ist frei von Bedingungen!

Es gibt unzählige Beispiele von Menschen, die jahrzehntelang inhaftiert waren und dennoch eine Freiheit in sich fühlten, die viele Menschen außerhalb einer Haftanstalt nicht empfinden.

Gestern war ich auf einem Schnupperworkshop „Entdecke den Clown in dir“ bei meiner Kollegin Anne Schwede.

Es ging dabei nicht um den lauten, überzogen albernen Clown aus dem Zirkus, sondern um unseren eigenen, individuellen Clown in uns selbst und um dessen Stärken.

Wir waren leise, vorsichtig, achtsam miteinander… wir haben gelacht und waren berührt und ganz im hier und jetzt. Wir haben gespielt – selbstvergessen, fokussiert und voller Fantasie und haben damit unserem inneren Kind den Raum überlassen.

Der Clown ist für mich dieser Anteil meines inneren Kindes, der einfach weiß, dass ich immer richtig bin und „mir die Welt offensteht“.

Er nutzt jede Gelegenheit, um eine neue Erfahrung zu machen und sich ganz darauf einzulassen. Was ist eine Mülltüte… was kann man daraus alles machen, darin sehen… für sich allein und mit anderen gemeinsam, wenn man sich ohne Scheu oder Scham vielleicht lächerlich zu wirken, auf sie einlässt?

 Jeder „Fehler“ ist etwas, was er belacht und beklatscht, bei sich und bei anderen, denn es ist eine Chance etwas Neues daraus zu machen. Seine Freiheit liegt – ohne Wenn und Aber – in ihm und damit schaut er ganz anders auf Dinge oder Situationen.

Freiheit schlägt für mich in dem Moment in Unfreiheit um, wenn ich sie von etwas abhängig mache, denn dann folgt unweigerlich das Gefühl des Mangels und der Fremdbestimmung.

Wenn ich das Gefühl habe, meine Freiheit fängt erst nach Feierabend, am Wochenende, im Urlaub oder gar der Rente an oder ich sie z.B. abhängig mache von Geld, räumlicher Freiheit oder Zeit, gelange ich automatisch in das Mangelbewusstsein dessen, wovon ich meine Freiheit abhängig gemacht habe. Damit muss sich der Mangel in meiner Realität automatisch manifestieren.

Meine Definition von Freiheit heute ist etwas, was keine Bedingung oder Voraussetzung im Außen erforderlich macht.

Es ist das Gefühl genau so richtig zu sein, wie ich in diesem Moment gerade bin. Ich entscheide, wie ich mich fühle, welchem scheinbaren Mangel ich nachhänge und ihm damit Macht über mein Leben abgeben. Diese Entscheidung darf ich jeden Moment neu treffen, auch in den Momenten, in denen ich feststelle, dass ich doch noch mal alten Verhaltens- oder Denkmustern Raum gegeben habe. Ich entscheide, ob ich darin verharre oder mit den Augen meines Clowns darauf schaue.

Lange habe ich meinen goldenen Käfig gepflegt und gehegt, in dem ich verzweifelt versucht habe die Bedingungen wieder „gerade zu rücken“, die Ausgangssituation wieder herzustellen. Dabei habe ich mich permanent um die eigene Achse gedreht: ich brauche Geld, um frei zu sein – hatte aber keines oder nie genug. Ich fühlte mich gefangen, suchte verzweifelt die Antwort auf die Frage, wieso ich einfach finanziell nicht klarkam, und fand die Antwort lange nicht dort, wo ich suchte.

Ich finde Geld großartig, man kann viele gute und schöne Dinge damit tun – „missbraucht“ als Äquivalent für Freiheit, musste es jedoch aus meinem Leben gehen und ich durfte mich auf die Suche nach meiner persönlichen Definition, meinem individuellen Schlüssel für Freiheit machen.

Jeden einzelnen Schritt, den ich in diesem Leben bisher gegangen bin und noch gehen werde, wertschätzend anzuerkennen und mich selbst zu lieben, auch für all die Irrwege meines bisherigen Lebens, bedeutet heute für mich Freiheit.

Die Verbindung zu dem Clown in mir hat auch mein inneres Kind nochmal enorm gestärkt und frei werden lassen.

Der Clown folgt immer seiner Intuition! Intuition hat immer recht, wie oft wird sie jedoch von unserem konditionierten Verstand überrollt!

Der Clown lacht über seine Versuche, Missgeschicke und Fehler und lässt aus dem scheinbar Gescheiterten etwas Neues entstehen. Er zeigt seine Emotionen – auch laut und kräftig – und ist sich selbst treu. Er tut nichts „um… zu“ oder „wenn… dann“ – er folgt immer seinen inneren Impulsen.

Das ist für mich Freiheit!

Danke, lieber Clown in mir, dass ich das erfahren durfte.
Danke, meine kleine Susanne in mir, dass Du Dich getraut hast deinen starken Clown-Anteil so klar und deutlich zu zeigen!

Was ist Freiheit für Dich? Ist sie heute für Dich auch abhängig von…. ?

Schreib mir gern was Freiheit für Dich bedeutet: kontakt@susanne-evers.de

 

 

1 Kommentar

  1. Liebe Susanne.
    Vielen Dank für diese schönen Gedanken zum Thema Freiheit. Und dass du mir mit deiner liebevollen und geduldigen Art geholfen hast, auch meiner inneren Freiheit näherzukommen. Ich denke, es gelingt mir, mit deiner Hilfe, mich jetzt auch dem Clown in mir zu nähern. Ich kann nur hoffen, dass andere auch den Weg zu dir finden um mit deiner Begleitung zu lernen, ihren eigenen Weg zu gehen. Andrea

    Antworten

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