Ein großer Tisch und viele Stühle

von | 08.10.2020

Die Frage „wer bin ich, wie möchte ich leben“ begleitet mich schon mein Leben lang.

Da waren Gedanken von erfolgreicher Unternehmerin, über Hotelier, Königin, Prinzessin und Ehefrau … und doch hätte ich es nie in eine wirklich „runde“ Form geben können.

Oft habe ich mir die Frage gestellt, was ich der Fee antworten würde, wenn sie vor mir stünde und mir die berühmten drei Wünsche gewähren oder ich den millionen-schweren Jackpot im Lotto gewinnen würde und zu meiner Verwunderung und Verzweiflung bleiben diese Imaginationen immer leer, ohne wirkliches Feuer. Fragmente waren da, die einen kurzen Funken in meinem Herzen zündeten, der jedoch schnell wieder erloschen war.

Natürlich waren da auch materielle Bedürfnisse, die – je nach Lebenssituation – in diesen Visionen eine mehr oder weniger große Rolle spielten, jedoch das Feuer natürlich nicht am Leben erhielten.

Zurzeit bin ich am Atlantik – ich habe mir einen Traum erfüllt, der mich seit zwei Jahren aktiv begleitet, der schlussendlich jedoch schon immer in mir lebte.

Spannend, dass es ausgerechnet dieses Jahr 2020 ist, ein Jahr in dem das Leben auf einmal stiller wird, tiefe Ängste sich zeigen und viele Menschen weltweit um ihre Existenz fürchten. …und für mich ist alles anders ist, als in den Jahren zuvor.

All die Dinge im Außen sind weggefallen, an denen ich sonst meinte, mich beteiligen zu müssen. Diese aufgezwungene Stille kam mir entgegen, um festzustellen, wie sehr ich mich noch immer dem unterworfen hatte, was ich glaubte was und wie ich sein müsste, um wichtig zu sein, um dazuzugehören und meinen Platz in der Gesellschaft zu finden und nicht zuletzt, um geliebt zu werden.

Ausgerechnet in diesem Jahr traf ich diverse Entscheidungen, die landläufig als „unvernünftig, leichtsinnig und naiv“ bewertet werden könnten und doch – oder vielleicht auch gerade – mit jeder einzelnen Entscheidung öffnete sich mein Herz weiter, wurde mutiger seiner Wünsche zu zeigen und ich folgte diesen einfach.

Alte Gedankenmuster, aus denen in der Vergangenheit mein Verhalten resultierte, konnten plötzlich nicht mehr gedacht werden und wenn es doch noch mal eine kleine gedankliche Schleife gab, dann war sie genau das, eine kleine gedankliche Schleife, aus der ich ohne große Anstrengung sehr schnell wieder ausstieg.

Ich kann nicht mal sagen, dass ich voller Vertrauen war, zumindest war es mir nicht bewusst und ich habe es nicht hinterfragt. Es war einfach, als ob ich „wusste“ und es gar nicht anders möglich war.

Hatte ich zum Ende des Jahres 2019 noch mit mir und meinem Schicksal gehadert und versucht Türen zu öffnen, die einfach nicht geöffnet werden wollten, so war ich jetzt gelassen und ruhig, trotz der Unruhe in der Welt und der bestehenden Unsicherheit meiner existenziellen Sicherung.

Der Impuls im Frühsommer endlich meinen Traum in die Realität zu bringen und im Herbst vier Wochen in der Bretagne zu sein, kam also nicht wirklich überraschend für mich.

Und so sitze ich nun mit meinem kleinen Fellfreund „Yoda“ in dem Häuschen am Meer, voller Dankbarkeit für diese Momente hier. Vor meinem Küchenfenster grast der Hausherr, das Lama „Ptitlapin“ mit seiner kleinen Schafherde und grad hat die Sonne den Weg durch die dicke Wolkendecke des Morgens gefunden und scheint uns raus zu locken an den Strand – jedenfalls ist so der Impuls.

Ich war in diesem Leben noch nie hier, doch es hat sich nicht einen Moment fremd angefühlt.

Vor vielen Jahren habe ich schon einmal die Chance gehabt zu erkennen, wo mein Herz sich zuhause fühlt und wie meine Seele leben möchte. Damals war ich jedoch so in meinem Schmerz verstrickt und darin mich als Opfer der Umstände und Menschen um mich herum zu sehen, dass ich die Chance nicht erkennen konnte.

Wir wohnten mitten im Wald auf einem Gutshof und ich habe wohl die Kraft der Natur um mich herum gespürt, aber konnte mich nicht auf das Leben mit ihr einlassen.

Ich weinte, scheinbar um meine materiellen Verluste, doch zurückblickend letztlich um mich selbst. Das war mir damals nicht bewusst und so konnte ich die Chance auf Heilung nicht erkennen, geschweige denn annehmen.

 Ich glaube an Reinkarnation und daran, dass jede Seele sich ihren eigenen Lebensplan erstellt, was bedeutet, dass sie festlegt, welche Erfahrungen sie in diesem Leben machen möchte, welche Talente sie mitbringt und was sie in diesem Leben lernen möchte.

Mich hat die Kabbalistische Geburtsanalyse dabei enorm unterstützt und Dinge für mich sichtbar gemacht, für die ich lange Zeit keine Erklärung hatte. Nicht zuletzt deshalb habe ich mich – auch in 2020 – für diese Ausbildung entschieden.

Und auch hier gingen Türen auf, die vorher einfach nicht da waren und ich folge einfach immer weiter den Impulsen, den Zeichen – denn das ist mein Weg.

Bereits nach den wenigen Tagen hier, Tage in denen es stürmte so dass man sich kaum aus dem Haus traute, in denen der Sonne-Wolken-Mix die Landschaft und das Meer in immer wechselndem Licht neu zu gestalten schien und der Tagesrhythmus sich einfach nach dem Licht richtet, sendet mir mein Herz, meine Seele deutliche Signale.

So will ich sein, so will ich leben. Mit der Natur, mit den Gezeiten, mit dem Licht und mit Menschen, die um einen großen Tisch herumsitzen und gemeinsam diskutieren, lachen und weinen, singen und tanzen.

Menschen, die aus ihrem Herzen sprechen, die mich berühren und die ich berühren darf. Es ist nicht wichtig, was sie sind und haben denn unsere Herzen singen eine ähnliche Melodie.

Momente, Stunden, in denen die Seele genährt wird, das Herz sich erwärmt, um Liebe und Dankbarkeit auszusenden, die sich wie eine wärmende Decke um die Menschen an diesem Tisch legen.

Ein großer Tisch mit vielen Stühlen, ein wärmender Ofen, gemeinsame Abende mit Familie Freunden und Fremden, Augen die mich ansehen und in denen ich sehe was ich fühle: Dankbarkeit für den Moment und für diese besondere Begegnung, Liebe und tiefe Demut vor dem Leben.

5 Kommentare

  1. Ein unfassbar berührender Text liebe Susanne…und er gibt mir wieder einmal Hoffnung meinen Weg zu finden und den Mut, weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen…

    Birgit

    Antworten
  2. *Menschen, die aus ihrem Herzen sprechen, die mich berühren und die ich berühren darf. Es ist nicht wichtig, was sie sind und haben denn unsere Herzen singen eine ähnliche Melodie.*

    So wundervoll formuliert und beschrieben! Danke!

    Mein Herz tanzt 🙂

    Antworten
  3. Angeregt durch deinen ruhigen Erzählfluss und die Tiefe die ich durch deine Art zu schreiben empfinde , denke ich fast zeitgleich beim Lesen über meinen eigenen Lebensweg nach…

    Antworten
  4. Ich habe Deinen Brief gerade noch einmal gelesen und spüre abermals den tiefen Frieden in mir, ein Echo der Verbundenheit.
    Danke!!

    Antworten
  5. Deine Gedanken sind meine Gedanken. Es ist, als hättest du meine Wünsche gelebt. Liebe Grüße, Ulrike.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert