Jeder trägt einen „Safe des Vergessens“ mit sich, ist sich dessen jedoch eine lange Zeit nicht bewusst.
Kennst Du diese Vexierbilder auf denen man erst auf den zweiten Blick das Bild im Bild erkennt?
Meine Erfahrung ist, dass es im Leben ganz oft genau so ist. Wir sehen nur das, was wir unbewusst entschieden haben zu sehen. Das Feld der Wahrnehmung, unser Sichtfeld, ist also sehr eingeschränkt, wie das feststehende Bild eines Kaleidoskops.
So wählen wir gewohnte Wege, reagieren in Stress-Situationen auf die, uns vertraute Art und Weise und sind verzweifelt über die Wiederholungen von Erfahrungen und Ereignissen.
„Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht“ ist in dem Moment faktische Realität.
Und doch gibt es da dieses unbestimmte Gefühl in uns, dass es auch anders gehen könnte, es eine andere Perspektive geben könnte, wenn wir das Kaleidoskop nur ein ganz klein wenig drehen könnten.
Doch woher kommt das?
Nun, wir alle haben tatsächlich pränatal oder in der frühen Kindheit Momente erlebt, die uns verängstigten, verunsicherten und verletzten. Als Baby und Kleinkind ist es nicht möglich Situationen und das Verhalten Anderer differenziert zu betrachten. Die Überlebensstrategie war also, diese bedrohlichen Gefühle irgendwo in uns zu verschließen, um uns so vor dem gefühlten Schmerz zu schützen.
Für diese Momente, deren Intensität oft einem Schock gleich kommt, ist in das menschliche System eine Art Rettungsmechanismus integriert, ich nenne es den „Safe des Vergessens“. Dort werden diese Momente und Erfahrungen verwahrt, mit der Intention sie nie wieder fühlen zu müssen. Der Safe wird mit dem Schlüssel des Vergessens verschlossen, gut geschützt und getarnt. Dadurch verschwindet er quasi aus dem Bewusstsein, gleichzeitig wird jedoch der Grundstein für die individuelle Schmerzvermeidungsstrategie gelegt, die oft erst sehr viel später, im Erwachsenenalter ihr ganzes Ausmaß zeigt. Es ist uns nicht bewusst, dass sie auch dann immer noch Einfluss darauf hat, wie wir in der heutigen Welt existieren.
So könnte zum Beispiel ein Kleinkind die Erfahrung gemacht haben, nachts aufzuwachen, zu weinen aber nicht gehört zu werden und in dem Moment eine Todesangst der Verlassenheit gespürt zu haben. Dieses Gefühl ist überwältigend, nicht auszuhalten, ein Schock für das kindliche System. Es schottet diesen Schmerz komplett ab, mit dem unbewussten Entschluss zukünftig alles dafür zu tun, diesen nie wieder fühlen zu müssen – der emotionale Safe entsteht. Wir kennen dies aus Situationen, denen schwer traumatische Ereignisse vorangegangen sind. Die Psychologie nennt diesen Vorgang „dissoziative Amnesie“.
Bleiben wir jedoch bei dem Kind mit dem nächtlichen Erlebnis. In den folgenden Jahren entstehen nun unbewusst immer mehr Verhaltensweisen und Rituale, um nicht an den Safe und dessen Inhalt erinnert zu werden.
So brennt vielleicht auch später im Erwachsenenalter im Schlafzimmer noch ein Nachtlicht oder das Rollo wird nicht ganz runtergezogen, damit die Straßenbeleuchtung das Zimmer ein wenig erhellt.
Es könnte daraus auch ein Verhaltensmuster entstehen, welches es nicht zulässt Hilfe von Anderen anzunehmen oder gar zu erbitten. „Ich kann alles allein und brauche niemanden“… mit dem unbewussten Nachsatz: „…denn wenn ich allein bin kann ich ja nicht verlassen werden und werde somit den Schmerz verlassen und allein zu sein nicht fühlen“.
Eine andere Variante könnte eine, aus der Verlustangst resultierende, Eifersucht und ständige Kontrolle nahestehender Menschen sein.
Es gibt unzählige Möglichkeiten und Strategien die unseren Safe und seinen schmerzhaften Inhalt schützen. Wir sind unglaublich kreativ was das angeht, sind uns jedoch zu diesem Zeitpunkt dieser, im Hintergrund unseres Lebens laufenden, Programme nicht bewusst.
Nun passiert im Laufe des Lebens jedoch etwas Spannendes. Obwohl genau dieser Schmerz vermieden werden soll, geraten wir immer wieder an Menschen und in Situationen, die diesen treffsicher aktivieren.
Im Laufe der Zeit wiederholen sich diese Momente und zwar so oft, bis wir es satt haben und wissen wollen, weshalb ausgerechnet wir immer wieder damit konfrontiert werden.
Wird das Gehen auf den gewohnten Wegen schmerzhafter, so entsteht der tiefe Wunsch nach Veränderung.
In meinen Sitzungen höre ich von unglaublichen Leidenswegen, die Menschen trotz – oder eigentlich auf Grund – ihrer unbewussten Schmerzvermeidungsstrategie in ihrem Rucksack, bereits hinter sich haben.
Der Schutzwall um den Safe herum ist im Laufe der Jahre immer dicker und schwerer geworden und dennoch haben wir beides all die Jahre in unserem Rucksack mit uns getragen. Der energetische Verlust durch den Kraftaufwand des jahrelangen Tragens hat uns erschöpft und auch das Potential der, im Safe eingeschlossenen, Energie fehlt uns in unserem Leben. Wir treten gefühlt auf der Stelle.
„Ich will das so nicht mehr, hilf mir bitte das weg zu machen“ ist ein Satz den ich sinngemäß häufig im ersten Gespräch höre. Natürlich geht es nicht um „weg machen“, es ist vielmehr ein Weg zurück, eine Schatzsuche an deren Ende wir mit „unserem Schlüssel“ in der Lage sind den Safe zu öffnen.
Hat ihn der Schlüssel des Vergessens verschlossen, wird er nun durch den Schlüssel der eigenen Erinnerung und Akzeptanz geöffnet.
Das Körper-Geist-Seele-System gibt das individuelle Tempo vor und jeder Wegabschnitt bringt eine Erkenntnis, die wiederum zur Nächsten führt.
Und das ist gut so, denn im Laufe des Weges wird deutlich, dass es nicht dieser, als traumatisch wahrgenommene, Moment ist, der den Rucksack so unglaublich schwer gemacht hat. Es ist all das, was wir zum Schutz als Strategie drum herum eingepackt haben.
Das ist oft ein schmerzhafter Moment für den Klienten, der aber gleichzeitig auch eine unglaubliche Erleichterung und Befreiung in sich trägt: „Ich kann nichts für das Ereignis, das ist nun mal passiert. Ich habe damals unbewusst entschieden, es auf diese eine Art und Weise wahrzunehmen, woraus ich bestimmte Verhaltensmuster entwickelt habe. Heute kann ich die Situation aus einer anderen Perspektive sehen und damit auch meine Reaktion darauf bewusst neu wählen. Ich konnte damals einfach das Bild im Bild nicht sehen“.
Hier treffen jetzt Selbstverantwortung und Selbstliebe zusammen. Die anfänglichen Tränen der Angst und Trauer wandeln sich in Tränen der Erleichterung und Freude. Eine Last fällt von den Schultern, Energie wird frei.
Wie jede Schatzsuche hat auch diese ihre unvorhergesehen Ereignisse und Momente in denen man aufgeben möchte, Angst hat und verzweifelt ist. Am Ende jedoch steht der ureigene Safe den niemand anders öffnen kann und der Schatz ist die Freiheit der Wahl.
Hast Du Dich beim Lesen gefragt ob auch Du einen Safe des Vergessens in Deinem Rucksack trägst? Buche hier ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir und wir werden es herausfinden.
Liebe Susanne,ein Wink des Schicksals : Wollte Dich schon längst kontaktiert haben für ein Gespräch.Hoffe,wir Beide finden einen Termin.Ganz liebe Grüsse! Claudia